IPM - Integrierte Schädlingskontrolle in Museen und Archiven

Text von Astrid Hammer, Wien (2012)


2.0 Ursachen des Befalls

nach oben2.1 Befall von Außen

Befall von Außen ist möglich durch:

Management-Entscheidungen:

Veranstaltungen: Eine hohe Anzahl von Personen aufgrund von Veranstaltungen im Museum bedeutet mehr Staub, Schmutz und Nahrungsreste, die wiederum Insektenbefall fördern und Nager anziehen, soweit diese Zugang ins Gebäude finden. Nach Veranstaltungen müssen Hygienemaßnahmen daher noch intensiver eingehalten werden, bspw. sollte ein Plan für zusätzliche Reinigung und Reinigung direkt nach der Veranstaltung existieren. Beispiel Canadian Institute of Nature: Mitarbeiterumgang mit Nahrungsmitteln http://www.museumpests.net/getimagefromdb.asp?id=134&whichsize=item&whichfile=submissions

Museumscafés: Die größte Gefahr ist der Eintrag von Schädlingen über Nahrungsmittel / Caféküchen. So wurden in Fallen in der geologischen Sammlung am Royal Museum of Scotland Larven des Peruanischen Speckkäfers (Dermestes peruvianus) gefunden. Diese stammten jedoch nicht aus der Sammlung selbst, sondern sind über die Küche des Cafés im Stock tiefer über Risse in den Dielen in die Sammlung gelangt. Die Küche wurde gründlich gereinigt. Die Dielen wurden erneuert. Schließlich wurde ein Ausbildungsprogramm für das Küchenpersonal eingeführt, in dem die Wichtigkeit der Reinheit und die Gefahren für das Museum erläutert werden.

 

nach oben2.2 Befall und Ausbreitung im Inneren

Die optimalen Lebensbedingungen der Schädlinge müssen bekannt sein, um sie zu vermeiden. Die 4 Hauptelemente, die sie brauchen, sind Nahrung, Rückzug, Wärme (Temperatur über 20°C) und Feuchtigkeit (meist über 60% r.F.), d.h. sie werden sich besonders in staubigen, feuchten, warmen und störungsfreien Bereichen entwickeln.


2.2.1 Nahrung

Nahrung wird im Museum kaum ein limitierender Faktor sein. Materialien, die am häufigsten angegriffen werden, sind Tierhäute, Pelze, Federn, Haare, Pergament und Wolle (z.B. von Teppichkäfern und Kleidermotten). Objekte, die Sperrholz, Tierleim, Zellulose, stärkehaltiges Papier oder Papiermache enthalten, sind auch gefährdet. Möbel werden vom Holzwurm angegriffen. Seide, Leinen und Baumwolle sind empfänglich für einen Befall, wenn sie verschmutzt sind. Saubere Baumwolle wird nicht angegriffen. Papier wird selten angegriffen, es sei denn, es ist schmutzig und feucht. Tote Insekten wie Fliegen sind Nahrungsquelle für den Teppichkäfer und Spinnenkäfer. Im Allgemeinen sind unsaubere Objekte in dunklen Bereichen gefährdeter als saubere in helleren Bereichen (siehe unten Kapitel 2.2.4 Rückzug).


2.2.2 Temperatur

Temperaturen über 20°C werden einen Befall fördern. Direktes Sonnenlicht kann zu Hotspots führen. In kühlen Räumen führt dies zu Kondensation. Temperaturen zwischen 10-15°C verlangsamen die Entwicklung der meisten Arten. Äußerst niedrige Temperaturen können einen Befall stark reduzieren (siehe Kapitel 6.0 Behandlung).


2.2.3 Luftfeuchtigkeit

Hohe Luftfeuchtigkeit fördert die Ausbreitung von Möbelkäfern, Silberfischchen und Schimmelpilzen, die wiederum das Vorkommen anderer Insekten, wie Staub- und Bücherläuse fördern, dies besonders bei schlechter Hygiene. Die Luftfeuchtigkeit sollte ständig kontrolliert werden.

Schimmelpilze - Übersicht und Befallursachen: http://www.cci-icc.gc.ca/caringfor-prendresoindes/articles/10agents/chap06-eng.aspx#pest-parasites2a

 

2.2.4 Rückzug

Schlechte Hygiene schafft Bereiche von hoher Nahrungsqualität und –dichte, die häufig gleichzeitig dunkel und ungestört sind. Gefahrenquellen im Haus sind:

  • Ungenutzte Räume oder Schränke insbesondere auf dem Dachboden oder im Keller.
  • Tote Winkel hinter oder unter Depotschränken, -regalen, Vitrinen.
  • Wolle oder Filzmaterial, die Boxen auskleiden oder Zugluftstreifen aus Filz an Türen und Fenstern.
  • Altes Ausstellungsmaterial.
 
Aus: blog.kpic.at/?p=1260

nach oben2.3 Risikozonen

Pinniger identifizierte Risikozonen (eingeführt beim Workshop Pest management in Practice 2007, Imperial war museum, London) im Haus, basierend auf dem Wissen über bevorzugte Lebensräume von Schädlingen. Die für Insekten anfälligsten Regionen werden ausfindig gemacht und einem Befall kann gezielter vorgebeugt werden.

Risk Zones zum Nachlesen und mit Abbildungen:

 

Das erste Museum, das das Konzept der "Risikozonen" umsetzte, war das Natural History Museum (NHM) London. Es beinhaltet 5 wesentliche Punkte:

1. Museumsgebäude und historische Häuser besitzen eine "Hauspopulation"(= Grundbestand) an Insekten, der selten vollständig beseitigt werden kann.

2. Sammlungen oder Objekte werden nach ihrer Empfindlichkeit gegenüber einem Schädlingsbefall eingeteilt.

3. Das Risiko, dass eine Sammlung von Schädlingen befallen wird, wird eingeschätzt.

4. Jeder Bereich des Museums wird einer von vier Risikozonen zugeordnet: A. sehr hoch; B. hoch; C. niedrig; D. sehr niedrig oder ohne Gefahr.

5. Protokolle für Monitoring, Kontrolle und Reinigung werden für jede Zone erstellt.

 

nach oben2.4 Link

Combatting Pests of Cultural Property by Tom Strang and Rika Kigawa http://www.cci-icc.gc.ca/caringfor-prendresoindes/articles/10agents/chap06-eng.aspx#pest-parasites3: Sensitivities of collections to pest attack.

 

Nächstes Kapitel: 3.0 Vorbeugung


Seite drucken Seite drucken

Long Life for Art | Christoph Waller | Hauptstr. 47 | D-79356 Eichstetten | Tel. +49(0) 7663 608 99-0 | Fax -20
E-Mail: info@llfa.de, Web: www.llfa.de, © c.waller