Die gewählte Beleuchtungsart hat großen Einfluss auf den allgemeinen Raumeindruck. Sie sollte dem Besucher ein angenehmes Gefühl vermitteln und gegebenenfalls auch die Architektur zur Geltung bringen. Gleichzeitig schafft sie die Basis für die Lesbarkeit der Ausstellung und die Möglichkeiten des Lichtschutzes an den Exponaten. Je nach Art der Ausstellung wird eine beruhigende Raumbeleuchtung gewählt werden, ein dezent abwechslungsreiches Nebeneinander oder eine theatralische Inszenierung.
Für lichtempfindliche Exponate ist ein dunkles Umfeld erforderlich, in das der Besucher langsam hineingeführt wird, damit sich die Augen entsprechend adaptieren. Auf der Abbildung rechts werden Beleuchtungsarten kombiniert, gleichzeitig werden Architekturelemente betont. |
Aus: www.reier.de |
Die Allgemeinbeleuchtung zeichnet sich dadurch aus, dass sie kontrastarm und gleichmäßig verteilt ist. Sie nimmt keine bestimmte Richtung ein, sondern versucht alle Flächen und Exponate gleichmäßig zu beleuchten. Typische Beispiele sind Mattglasleuchten oder Leuchtstoffröhren an der Decke. Das Licht wirkt sanft, kann aber auch fade sein und hohe Beleuchtungsstärken erfordern, um die Exponate sichtbar zu machen. |
Kunstmuseum Stuttgart: Dynamische Allgemeinbeleuchtung |
Eine erste Variante ist die Lichtdecke. Sie wirft Licht von oben in den Raum hinein (Abb. rechts). Die Wände werden weitgehend gleichmäßig ausgeleuchtet. Lichtdecken kommen vor allem für Räume ab 6 m Höhe in Frage – andernfalls droht die Gefahr, dass sie im Vergleich zu den Wänden all zu hell wirken, sodass das Ziel einer harmonischen Helligkeitsverteilung nicht mehr erfüllt ist (Abb. unten rechts, Hamburger Bahnhof). Soll die Lichtdecke Tageslicht nachahmen, sind vergleichsweise hohe Leuchtdichte von 500 -1000 cd erforderlich, bei hohen Räumen noch mehr. Wird das Licht aus konservatorischen Gründen gedimmt, verliert die Lichtdecke ihre Tageslichtqualität, sie wirkt grau und erdrückend (Fördergem. Gutes Licht 2006 Heft 18). |
Lichtdecke im Musée de l’Orangerie, Paris. Aus: Cuttel 2007 |
Ähnlich wie eine Lichtdecke wirkt die Deckenbeleuchtung, bei der Fluter auf die Decke und den oberen Teil der Wände gerichtet werden (Abb. rechts). Die Wände können dabei dunkel gehalten werden, obwohl der Raum insgesamt hell erscheint. Diese Art der Beleuchtung eignet sich somit eher für Exponate, die frei im Raum verteilt sind. Häufig werden Lampen abgependelt oder in Stromschienen montiert, an Säulen befestigt oder hinter einer Leiste kurz unter der Decke versteckt. Im Raum stehende Leuchten können notwendig sein, um bemalte Decken zur Geltung zu bringen. |
Deckenbeleuchtung, Schloss Freudenstein, Freiberg. Aus: www.reier.de |
Der englische Begriff „Wall-washing“ bezeichnet die Methode, Wände mit diffusem Licht großer Fluter auszuleuchten (Abb. ganz rechts). Auch Leuchtstoffröhren mit entsprechenden Reflektoren sind sehr geeignet, lange Wandflächen gleichmäßig auszuleuchten. Die meist hell gehaltenen Wände reflektieren in den Raum und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Gleichzeitig verengen sie jedoch die Pupille des Betrachters, sodass dunkle Kunstwerke weniger farbintensiv erscheinen. Wall washing wird oft eingesetzt, um Graphik oder Wandteppiche zu beleuchten. |
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Aus: FGL Heft 18, www.licht.de |
Wall washing durch Strahler mit Vorsatzlinsen, British Museum. Aus: www.erco.com |
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Indirekte Beleuchtung oder Lichtdecken führen leicht zur Schattenarmut und damit zu einem diffusen Raumeindruck. |
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Abb. links: Indirekte Beleuchtung am Ashmoleean Museum, Oxford. Aus: www.guardian.co.uk
Abb. rechts: Tendenziell zu niedrige Lichtdecke. Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin. Aus: www.stiers.de
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Die Akzenktbeleuchtung setzt im Interesse spannungsreicher Präsentation bewusst Kontraste ein. Sie betont spezielle Exponate oder Raumbereiche und variiert Helligkeit und Lichteinfall und spielt mit Schatten.
Bei direkter Beleuchtung dreidimensionaler Objekte wird z.B. auch ein Teil der Wand oder des Bodens mit beleuchtet, wobei der Schattenwurf die Form gezielt betont. Große Gegensätze zwischen der Beleuchtungsstärke der Objekte und des Raumes ermüden allerdings das Auge durch ständige Anpassungsarbeit (siehe Helligkeitsverteilung). | Musée Historique Strasbourg. Aus: www.lightemotion.ca |
Erfolgt die gesamte Raumbeleuchtung über die Exponate, erfordert dies wiederum eine hohe Beleuchtungsstärke, die nur unempfindlichen Exponaten zugemutet werden kann (Abb. links). Bei lichtempfindlichen Exponaten wird es daher unumgänglich sein, den Raum anderweitig ein wenig aufzuhellen, indem z.B. der Boden direkt angestrahlt wird oder aus einem Nebenraum indirekte Beleuchtung herüberreicht.
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Raumbeleuchtung über die Exponate. Aus: www.thornlightning.com |
Akzentbeleuchtung mit sehr starken Kontrasten. Aus: www.lichtidee.de |
Historisches Museum Bern. Aus: www.reier.de |
Akzentbeleuchtung wird auch als Ergänzung zur Allgemeinbeleuchtung verwendet, um z.B. ein Gemälde gezielt hervorzuheben.
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Bode Museum, Berlin, Ausstellung „Gesichter der Renaissance“, 2011. Präsentation der Gemälde vor schwarzer Wand, die Beleuchtung ist mit Blenden genau auf das Kunstwerk begrenzt. Abb. aus: www.rp-online.de |
Hier steht der atmosphärische Aspekt im Vordergrund. Lichtpunkte, Farbeffekte oder Schattenspiele sollen einen speziellen Raumeindruck kreieren oder einem Gegenstand eine dramatische Note verleihen.
Beispiele hierfür sind Streiflichter an Fassaden oder farbige Treppenbeleuchtung. Der Übergang zur Akzentbeleuchtung ist fließend.
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Effektbeleuchtung, National Museum Singapore. Aus: www.arthitectural.com |
Spiel mit Schatten. Foto: Landesmuseum Joanneum, Nicolas Lackner. Aus: www.museum-joanneum.at |
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Effektbeleuchtung durch seitenleuchtende Fasern. |
Museum Naturalis, Leiden / NL. |
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Auch dezent eingesetzt, kann Effektbeleuchtung sehr wirkungsvoll sein (Abb. links). Es gilt auch hier der Grundsatz, dass viel Dunkelheit erforderlich ist, um etwas hell zu beleuchten.
Abb. links: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg |
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Die Minimalbeleuchtung eignet sich für höchst lichtempfindliche Objekte oder Exponate von herausragender Bedeutung. Um die Lichtschäden auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, werden alte Textilien oder Handschriften hinter einem Vorhang verwahrt, den der Betrachter jederzeit zurückziehen kann (Abb. rechts und ganz rechts). | ![]() |
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Bibliothèque Humaniste, Sélestat |
Teylers Museum, Haarlem, ca. 1990 |
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Bei großen Textilien werden gerne Rollos eingesetzt, die sich elektrisch betätigen lassen. Die Oberfläche der Rollos lässt sich gestalterisch nutzen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Raum fast völlig dunkel zu halten und die volle Ausleuchtung erst hochzufahren, wenn der Besucher sich dem Exponat nähert oder einen Schalter betätigt. In der „Glasi“ in Hergeswil/CH werden Besuchergruppen gar mithilfe sukzessiv beleuchteter Räume durch die Ausstellung geschleust (www.glasi.ch). |
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Bei stark frequentierten Ausstellungen ist obige Vorgehensweise verständlicherweise wenig sinnvoll. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und Verfassung werden daher in einem stark abgedunkelten Raum präsentiert (Abb. rechts). Die eigentlichen Dokumente sind durch einen Orangefilter beleuchtet (Abb. links), der die besonders schädlichen blauen Lichtstrahlen eliminiert. Der Lichtschutz ist somit auf Kosten der Farbigkeit verwirklicht, was bei schwarz-weißen Dokumenten durchaus eine vertretbare Variante sein kann. |
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Aus: seite3.wordpress.com, 1.12.2008 |
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HRP Tower of London Aus: www.clicknetherfield.com |
Unterlicht dramatisiert. Museum of National History , NY. Aus: www.clicknetherfield.com |
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LED Aus: www.licht.de |
Museum Fischer, Neumarkt: Die unterschiedlichen Lichtfarben (Warmton in der Vitrine und Tageslicht im Raum) springen ins Auge, da Vitrinenhintergrund und Wand gleichfarbig sind.
Aus: www.rigips.de |
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Unterschiedliche Lichtfarben können auch bewusst gestalterisch eingesetzt werden. Sharjah Museum of Islamic Civilisation, Sharjah. Aus: www.clicknetherfield.com |
Akzent- und Effektbeleuchtung National Museum of Singapore. Aus: www.lightemotion.ca |