|
|
Die Beleuchtung spielt bei Vitrinen eine wohl kaum zu überschätzende Rolle, denn sie soll das Exponat letztendlich optimal zur Geltung bringen. Oft soll die Vitrine auch die Beleuchtungseinrichtungen beherbergen. Es ist daher überaus wichtig, die Beleuchtung bereits von der Konzeption an und bis ins Detail zu planen, da nachträgliche Änderungen schwierig sind. Doch auch bei ganz oder teilweise von außen beleuchteten Vitrinen muss die Beleuchtung mitbedacht werden: Welche Reflektionen entstehen oder welche hellen Flächen im Raum sich in den Vitrinenscheiben spiegeln werden. Dies können beleuchtete Kunstwerke in anderen Vitrinen sein, helle Fenster oder gar weit entfernte Lichtquellen. Lassen sich solche Reflexionen nicht ausschließen, sind entspiegelte Vitrinengläser eine möglicherweise sehr sinnvolle Investition.
Störende Reflektionen in Vitrinenscheibe.
Aus: www.meyvaertmuseum.be |
Schatzkammer Augustinermuseum Freiburg im Jahr 2000. Die eigens angebrachte Deckenlampe macht ein Betrachten der Tapisserien unmöglich. |
Entspiegelte Vitrinen, Museum Rietberg, Zürich. Aus: www.reier.de. Ohne Entspiegelung würden sich die Reflexionen sehr störend auswirken. |
Entspiegelte Vitrine, Rhein. Landesmuseum, Bonn. Aus: www.sehner.de Bei von außen beleuchteten Tischvitrinen, die für Rundumsicht konzipiert sind, lassen sich Reflexionen nie ganz vermeiden. |
Weiter ist zu bedenken, dass Glaskanten Schatten werfen. Bei Sturzvitrinen kann es daher notwendig sein, sie ein Stück höher zu bauen, damit die Schatten der oberen Glaskanten nicht auf das Exponat fallen. Bei schräger Beleuchtung von außen erzeugen auch die Kanten von Glastablaren Schatten auf den darunterliegenden Flächen.
Schattenwurf von Vitrinenkanten und Glastablaren. Die Exponate sind jedoch so platziert, dass sie von den Schatten nicht betroffen werden. Archäologisches Museum Konstanz. Aus: www.boehm-vitrinen.de |
Edgar Degas, La petite danseuse, Tate Gallery, London Die Vitrine ist hoch genug, dass die Schatten der oberen Glaskanten nicht auf die Skulptur fallen. |
Die konservatorischen Aspekte Lichtschutz, Erwärmung und damit Klima sind ebenfalls von Beginn an mit einzubeziehen. Es wird zu fragen sein, inwieweit die Vitrine mit UV-haltigem Licht beleuchtet wird und ob daher UV filternde Vitrinenscheiben zum Einsatz kommen sollen oder leuchtenseitige Filter.
Zudem ist die Erwärmung der Vitrine und insbesondere der Exponatoberfläche zu klären. Die Erwärmung kann auf mehrere Arten stattfinden:
Vitrinenbeleuchtung sollte möglichst wenig IR enthalten bzw. IR-gefiltert sein. Um Temperaturschwankungen in den Vitrinen zu vermeiden, ist es ratsam alle Lichtquellen und Vorschaltgeräte räumlich getrennt vom Vitrineninneren zu installieren. Ein wesentlicher Teil der Wärmeentwicklung wird durch das Vorschaltgerät produziert, weshalb es eine ungehinderte Wärmeabgabe nach außen besitzen sollte und am besten auch nicht direkt unter der Vitrine anzubringen ist. Das am Kabelende ausgestrahlte Licht der Glasfaserbeleuchtung ist frei von IR-Strahlung. Die damit beleuchteten Objekte werden daher thermisch nicht belastet (Hilbert 2002, S.48). Obwohl die LEDs keine IR-Strahlung abgeben, entspricht die thermische Belastung bei Vitrinenbeleuchtung (durch Abwärme) etwa der von Glühlampen gleicher Auslastung (Hilbert 2002, S.49).
UV-Schutz ist für die Vitrinen durch die Wahl eines UV-filternden Verbundglases möglich, oder durch Leuchtstofflampen mit UV-Schutz. Auch bei Glasfaserlicht muss ein UV-Filter eingesetzt sein, vor allem bei kurzen Lichtleitern. Der Anteil an UV-Strahlung ist gering, aber durchaus nicht gleich Null. Prozentual entspricht er am Kabelquerschnitt dem von der Lampe abgegebenen UV-Anteil. Nur dadurch, dass der Lichtstrom mit zunehmender Länge des Lichtleiterkabels infolge der Transmissionsverluste vermindert wird, reduziert sich auch die UV-Strahlung. Für kritische Anwendungsfälle sollte der Projektor mit einem UV-Filter ausgestattet sein (Hilbert 2002, S.48).
Entscheidender Vorteil der LED ist, dass ihre Strahlung UV-frei ist. LED haben zwar im Vergleich mit der Halogen-Niedervoltlampe keine wesentlich größere Lichtausbeute, dafür aber drei Eigenschaften, die bei der Beleuchtung von kleinen Objekten in Vitrinen positiv zu Buche schlagen: 1.) Sie sind sehr klein; 2.) sie werden in Zukunft mit einer Leistung von mehr als 1 Watt ideale positionierbare Lichtmengen für kleine Beleuchtungsstände liefern und können 3.) sehr unauffällig mit Niederspannung versorgt werden (Hilbert 2002, S.66).
Die Integration der Lichttechnik in den Vitrineninnenraum ist bei wärmeempfindlichen Exponaten nicht ratsam (Abb. links und rechts). Bei Halogenlampen entstehen zudem aufgrund der geringen Distanz hohe Beleuchtungsstärken und starke Kontraste Auch aufgrund der Blendungseffekte ist dies meist keine zufriedenstellende Lösung. |
||
Innenbeleuchtung mit Halogenlampen, GSK Showroom |
Halogenbeleuchtung in der Vitrine, Universitätsmuseum Utrecht / NL |
Glasfaserbeleuchtung an Wandvitrine. Der Lichtgenerator befindet sich jedoch hinter dem Exponat Mozart’s Geburtshaus, Salzburg. Aus www.glasbau-hahn.de |
Damit die Schäden durch das sichtbare Licht in konservatorisch verantwortbarem Rahmen bleiben können, muss die Beleuchtung gut dosierbar sein: Wer schon versucht hat Vitrinen mit Lichtkästen durch Einlegen von Lagen grauen Vliesstoffs nachträglich abzudunkeln, weiß, dass dies ein zeitraubendes Unterfangen ist.
Abb. rechts: Abdunkeln einer Vitrine durch eingelegte Vliese, zeitaufwändig und energieineffizient. Aus: www.rothstein-group.de |
Weit einfacher ist, von vornherein dimmbare Leuchtstofflampen mit entsprechenden Vorschaltgeräten zu verwenden. Bei Halogenlampen wird das Licht bekanntlich beim Dimmen gelblich, insofern kommt dies nur sehr eingeschränkt in Frage.
LEDs sind dagegen sehr gut dosierbar, da sie mit 1 Watt und weniger erhältlich und sind z.T. noch weiter dimmbar sind. So lässt sich trotz der in Vitrinen oft kurzen Distanzen zwischen Lampe und Exponat das Beleuchtungsniveau schonend einstellen – ein enormer Vorteil der LEDs gegenüber allen anderen Lichtquellen.
Bei der Ausschreibung von Vitrinen ist somit die Gesamtsituation zu planen und auch die Beleuchtung der Vitrinen bis ins Detail anzugeben. Ansonsten wird der günstigste Anbieter eine Standardbeleuchtung ausführen, die selten befriedigen dürfte. Weitere Hinweise geben Click (http://www.clicknetherfield.com/buyers-guide/lighting/lighting.pdf) und Cuttel 2007.