Materialien und Geräte zur Klimatisierung
von Vitrinen und Depotschränken.


2.5 Konstantfeuchtegeräte

(z.B. Horn 1985, Marcon 2004 etc. siehe auch unsere Übersicht )

Eine anderer Ansatz zur Vitrinenklimatisierung sind Konstantfeuchtegeräte, mit denen kontinuierlich Luft mit gewünschter rF ins Vitrineninnere geblasen wird. Es ist zu unterscheiden zwischen Umluftgeräten, welche etwas energieeffizienter arbeiten und Zuluftgeräten. Bei den Zuluftgeräten entsteht in der Vitrine ein leichter Überdruck, der das Eindringen von Staub durch die Vitrinenfugen verhindert. Hierfür reichen für 1 m³ Vitrinenvolumen in der Regel 20 l/h aus (Sauner 1995); als Richtwert gilt, dass die eingeblasene Luftmenge doppelt so groß sein sollte wie die natürliche Vitrinenundichtigkeit, um das Eindringen von Staub und Schadstoffen weitgehend zu unterbinden.

Beispiele solcher Geräte sind das miniClima-Konstantfeuchtegerät
(Bild rechts, weitere Informationen hier),die nach dem Umluftprinzip arbeiten

die Micro Climate Generators, für Zuluft und /oder Umluft

und die Reinluft-Befeuchtungsmodule von Glasbau Hahn, nach dem Zuluftprinzip.

Beim RK 1 von Glasbau Hahn wird die Raumluft durch eine Membranpumpe über einen Filter und ein Wasserbad geführt, durch ein Kühlelement auf die gewünschte rF entfeuchtet und in die Vitrine gepumpt. Es pumpt etwa 150 l Luft/h in die Vitrine und ist ausreichend für ca. 4 m³ Vitrinenvolumen. Stromverbrauch je nach rF : 30 - 60W/h.

Die genaue rF-Steuerung erfolgt beim aktuellen Modell des RK 2 durch einen elektronischen Sensor in der Vitrine, den der Benutzer auch in der Vitrine ablesen kann.

Da kontinuierlich Luft eingeblasen wird, kommt auch guten Staub- und Schadstofffiltern eine große Bedeutung zu. Beim RK 1 von Glasbau Hahn ist dies gelöst durch einen Kombinations-Atemschutzfilter von Dräger (620 ST A2B2E2K2Hg-P3), der Partikel und viele Schadstoffe ausfiltert. Messungen des Fraunhofer-Instituts Würzburg haben gezeigt, dass es mit diesem System möglich ist, die Schadstoffbelastung auch in Vitrinen zu senken, die mit problematischen Vitrinenmaterialien wie Tischlerplatten bestückt sind (Fraunhofer-Institut für Silicatforschung 1998). Kleinklimageräte lassen sich unter dem Vitrinenboden oder auch extern platzieren.

Kleinklimageräte, die ausschließlich entfeuchten oder ausschließlich befeuchten können, werden derzeit auf dem Markt leider nicht angeboten. Hierfür lassen sich allenfalls Raumbefeuchter oder -entfeuchter entsprechend umrüsten.

Zentrale Konstantfeuchtegeräte (Marcon 2004),
Zentrale Konstantfeuchtegeräte (z.B. RK 2-X von Glasbau Hahn, MiniClima, Microclimate) versorgen die über ein Rohr- oder Schlauchleitungssystem mehrere Vitrinen gleichzeitig (Lafontaine and Michalski, 1984). Ein derartiges System ist z.B. im Trachtenraum des Germanischen Nationalmuseum Nürnberg installiert, wo über 20 Großvitrinen gleichzeitig klimatisiert werden. Insbesondere bei großen Vitrinen sind zentrale Konstantfeuchtegeräte oft kostengünstiger als die passiven Klimatisierungsmethoden. Beim Gerät des Canadian Conservation Institutes können mehrere Vitrinen auf zwei verschiedene rF-Werte klimatisiert werden (Marcon 1998).

Konstantfeuchtegerät von Microclimate, ausreichend für bis zu
200 m³ Vitrinenvolumen,

Bilder aus: www.microclimate.ca  vergrößertes Schema bitte hier klicken

Bisweilen wird zusätzlich zur Feuchtigkeitssteuerung ein Stickstoffmodul eingesetzt, mit dem in den Vitrinen ein Restsauerstoffgehalt von deutlich unter 1% erzielt werden kann (MGLOX, Glasbau Hahn, Rothstein).

Vollklimatisierung von Vitrinen, d.h. Steuerung von Temperatur und Feuchte, wird in der Praxis selten angewendet (MCGCL, Glasbau Hahn, Karma). Ohne Doppelverglasung lässt sich die Temperatur in der Vitrine nur begrenzt absenken, ohne dass an den Vitrinenscheiben Kondensfeuchtigkeit entsteht. Ohne entsprechende Isolierung lässt sich in den Vitrinen kaum eine homogene Temperaturverteilung erreichen.

Beispiele für Vollklimatisierung von Vitrinen sind der aufwendigst klimatisierte Raum für den Eismann "Ötzi" (s. Bild), der bei ca. -6°C und 95 - 96% rF aufbewahrt wird, und die Mandylion-Vitrine auf dem Vatikanstand der Expo 2000, die auf 18°C klimatisiert wurde. Nachteile hochtechnischer Geräte sind, dass sie ausfallen oder fehlfunktionieren können. Wird vergessen, das Wasser nachzufüllen, stellt sich das Klima je nach Vitrinendichtigkeit in einigen Tagen bis Wochen auf das Raumklima ein.

Die Feuchteüberwachung muss daher mit einer Alarmmeldung und einer automatischen Fehlerabschaltung versehen sein, damit es nicht bei einem Defekt überbefeuchtet bzw. Fehlfunktionen schnell erkannt werden. Bei "Ötzi" sind alle Klimageräte doppelt vorhanden.

Bibliographie


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