5.1 | Temperaturmessung |
Feuchtemessung | |
Kalibrierung von Hygrometern | |
Materialfeuchtemessung | |
Klimaüberwachung im Museum | |
5.2 | Datenlogger und elektronische Messsysteme |
5.3 | Bibliographie / Links |
von Christoph Waller, aktualisiert 2015
TEMPERATURMESSUNG (testotis)
Mechanische Thermometer
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Neben den Thermometern nach dem Prinzip des Quecksilberthermometers,
die in allen Variationen und Genauigkeitsabstufungen erhältlich
sind, werden häufig, z.B. in Thermohygrographen,
Bimetallthermometer eingesetzt: Zwei Metalle unterschiedlicher Längenausdehnung
sind hierbei fest miteinander verbunden. Jegliche Temperaturänderung bewirkt
eine Krümmung, die auf den Zeiger oder Schreibstift übertragen wird
(Messungenauigkeit: ca. 2% des Messwerts). Bild aus: haustechnikdialog.de |
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Temperaturüberschreitungen lassen sich mit Temperaturmessfolien dokumentieren, die bei einer bestimmten Temperatur irreversibel die Farbe verändern. Sie sind in Abstufungen von etwa 3 - 5°C erhältlich (www.testo.de). Sie werden zur Messung an bewegten oder sehr kleinen Teilen verwendet (z.B. Platinen) sowie zur Temperaturüberwachung bei Transporten. |
Temperatursensoren (Wikipedia)
Zur Umsetzung von Temperaturwerten in elektrische Signale stehen eine Vielzahl von Sensorelementen zur Verfügung. Jedes Element besitzt unterschiedliche Eigenschaften, die maßgebend für den praktischen Einsatz sind. Am häufigsten verwendet werden:
Messfühler unterscheiden sich in ihrer Bauform, je nachdem ob sie z.B. zur Luft- oder zur Oberflächenmessung oder für Flüssigkeiten bestimmt sind. Je dünner die Fühler sind, desto schneller können sie auf Temperaturänderungen reagieren.
![]() Bild aus: www.electronic-sensor.de |
Der Platin-Widerstandssensor ändert seinen Widerstand proportional zur
Temperatur, nach einer sehr gut definierten Gleichung. Der Widerstand wird mit
einem konstanten Strom gespeist wobei der Spannungsabfall gemessen wird. Die
Genauigkeit der Pt 100 - Sensoren (100 Ohm bei 0°C) ist nach DIN IEC 751 in 5
Klassen eingeteilt. Sie beträgt bei Typ B ± 0,3°C, bei Typ A ca. ± 0,15°C und,
bei Klasse 1/3 DIN 0,1°C (Rotronic). Auch die Langzeitstabilität dieser Sensoren
ist sehr gut (Wikipedia).
Für genaue Messungen über größere Distanzen oder über Steckverbindungen hinweg werden Platin-Widerstandssensoren in 3- oder 4-Leitertechnik eingesetzt. Hierdurch lässt sich der Leitungs- und Anschlusswiderstand herausrechnen (Wikipedia). Platin-Widerstandssensoren werden auch als Dünnschicht-Messwiderstände hergestellt (www.gekon-trading.de). |
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NTC-Thermistoren sind die in Messgeräten am häufigsten
verbauten Temperatursensoren. Auch hier ändert sich der Widerstand in Abhängigkeit
von der Temperatur. Im Gegensatz zu den Platinsensoren nimmt er
mit steigender Temperatur ab. Thermistoren bestehen meist aus Halbleitern
und sind billiger, jedoch auch weniger linear als Platinsensoren.
Die Genauigkeit beträgt im Normalbereich
etwa 0,2°C. NTC-Sensoren sind international nicht normiert und können daher nicht beliebig untereinander vertauscht werden. Sofern Sie nicht genau den Sensortyp und dessen Kennlinie kennen, sind Sie gezwungen, die Sensoren zu verwenden, die der Messgeräte-Hersteller als Zubehör zu seinen Messgeräten anbietet. Bilder aus Banggood, Sowparnika |
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![]() Bild aus: www.electronic-sensor.de |
Thermoelemente (Thermopaare) bestehen aus zwei punktuell miteinander verschweißten Drähten aus unterschiedlichen Metallen bzw. Legierungen. Die Temperaturmessung mit Thermoelementen beruht auf dem thermoelektrischen Effekt. Wird ein elektrischer Leiter (Draht) in ein Temperaturgefälle gebracht, erzeugt er zwischen beiden Enden des Drahts eine Spannung. Ein zweiter Leiter aus einem anderen Metall erzeugt eine andere Spannung. Durch das Verschweißen der Drahtenden wird die Spannung an der Sensorspitze auf Null reduziert. Zwischen den beiden losen Enden ergibt sich jedoch eine Spannung, aus der sich der Temperaturunterschied zwischen der Sensorspitze und den losen Enden ableiten lässt (Wikipedia). Das Thermoelement misst demnach nur Temperaturunterschiede. Um zu absoluten Werten zu gelangen, ist im Messgerät ein Thermistor eingebaut, auf Basis dessen sich die absolute Temperatur am Thermoelement berechnen lässt. Je nachdem, um welche Metallpaare es sich handelt, werden verschiedene Sensortypen unterschieden. Für Temperaturen im Normalbereich (-70 bis +100°C) wird allgemein Typ T (Kupfer/Konstantan) empfohlen. Aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit des Kupfers eignet sich der Sensor weniger für Oberflächenmessungen (die Wärme wird zu schnell von der Oberfläche abgeführt). Hier ist der Typ K (Chromel/Alumel) besser geeignet, der im übrigen für Temperaturen von bis zu 1200°C eingesetzt werden kann. Thermoelemente können sehr klein und auch im Selbstbau hergestellt werden, so klein eben zwei Drähte aneinandergeschweißt werden können Ein weiterer Vorteil ist ihre Unempfindlichkeit gegenüber Interferenzströmen auch über größere Kabelentfernungen hinweg (Padfield online). Thermoelemente sind meist preisgünstiger als andere Temperaturfühler. Sie werden für sehr hohe oder sehr niedrige Temperaturen eingesetzt, oder wenn die Fühler sehr klein sein müssen. Die Genauigkeit lässt sich durch Kalibrierung erhöhen. |
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Oberflächentemperaturen lassen sich mit speziellen Oberflächenfühlern bestimmen,
deren Messspitze oft verbreitert ist, z.T. mit Ösen zum Anschrauben,
Magneten etc. Für raue oder gerundete
Oberflächen eignen sich Fühler mit flexibler oder federnder Spitze (Testo,
Tinytag). Ansonsten lässt sich der Oberflächenkontakt mit
Silikon-Wärmeleitpaste verbessern. Für Messungen an Wandoberflächen werden häufig Thermoelemente verwendet (Padfield online). Sie müssen gegen Wärmestrahlung geschützt werden. |
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Infrarot-Temperaturmessung | ||
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Berührungslos lassen sich Oberflächentemperaturen mit
Infrarot-Thermometern
messen. Die Infrarot-Temperaturmessung eignet sich vor allem zur
Oberflächenmessung bei schlechten Wärmeleitern, bei denen ein
Kontaktfühler ungenau arbeitet. Mit dieser Technik lässt sich z.B. der
Aufheizeffekt durch Strahler oder Fotolampen messen. Hierzu muss
allerdings der IR-Emissionsgrad der zu messenden Oberfläche bekannt oder
durch Kontaktmessung ermittelt werden. Da im fernen Infrarot gemessen wird, gibt die sichtbare Farbe keinen Hinweis auf den Emissionsgrad des Materials. Bei blanken Oberflächen lässt sich der Emissionsgrad mit Emissions-Klebeband oder schwarzem Emissionslack erhöhen. Infrarot-Thermometer werden z.T. als Kombigerät angeboten (IR+Kontaktmessung) und mit Laser-Messfleckmarkierung. Die Optik des Geräts entscheidet darüber, in welchem Abstand bzw. in welchem Radius gemessen wird. Bild: Optik 12:1 beim Testo 830-T2, aus: Testo |
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![]() Lenbachhaus, aus www.energiesystemtechnik.de |
Thermographiekameras scannen
per Infrarot ganze Gebäudeoberflächen oder Anlagen und zeichnen daraus eine farbiges Abbild der Emissionsverteilung. Die Farbverteilung lässt sich auf ein enges oder weites
Temperaturintervall einstellen. Die Messgenauigkeit kann bis zu 0,025°C betragen. Die Interpretation der Thermographien erfordert Erfahrung, da ein Farbwechsel auf dem Bild sowohl einen Materialwechsel auf der Oberfläche bedeuten kann als auch einen Temperaturwechsel, wie auf der rechten Abbildung zu erkennen: die blauen Wandbereiche im Lenbachhaus zeigen eine kalte Gebäudeecke an, die hellen Streifen im linken Gemälderahmen rühren von einem Materialwechsel. Außerdem sind Strahlungsreflexionen zu beachten. Diese Kenntnisse werden in Schulungen vermittelt. |
Während die Messung der Temperatur sich mit einfachen Mitteln und relativ genau bewerkstelligen lässt, bleibt die relative Luftfeuchtigkeit eine messtechnisch schwierig zu erfassende Größe. Hier müssen Messungen mit einem Messfehler in der Größenordnung von ± 2 - 5% akzeptiert, ja sogar z.T. als gute Messungen betrachtet werden. Die Genauigkeitsangaben der Hersteller geben meist nur die physikalisch bedingten Messfehler (wie Hysterese) wieder, bei der praktischen Anwendung addieren sich jedoch meist weitere Fehler hinzu (Ablesefehler, ungenaues Justieren, Alterung, Verschmutzung...), sodass in der Praxis weit größere Abweichungen vom tatsächlichen Wert festzustellen sind. Elektronische Geräte haben den Vorzug, die Anwendungsfehler zu minimieren. Vom Prinzip her sind die Messungen jedoch nicht genauer als die herkömmlicher Messgeräte.
Feuchtigkeits-Indikatorstreifen | |||||
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Feuchtigkeits-Indikatorstreifen
sind das einfachste Verfahren der Feuchtemessung. Die Streifen bestehen
aus unterschiedlichen Lösungen von Kobalt-II-Chlorid getränkten
Papierstückchen. Das Papier ändert je nach rel. Luftfeuchtigkeit die
Farbe von rosa nach blau, wobei die aktuelle Luftfeuchtigkeit von dem am
ehesten grau erscheinenden Quadrat angezeigt wird (bei 20°C). Bei 10°C
müssten vom Anzeigewert noch 5% rF hinzuaddiert, bei 30°C müssten 5% rF
abgezogen werden. Feuchtigkeitsindikatorstreifen sind, einzeln oder kombiniert, in Abstufungen von 5 - 90% rF erhältlich. Streifen mit einem Farbumschlag bei 8% rF dienen zur Kontrolle von Trockenmitteln. Die erforderliche Messzeit beträgt offiziell fünf Stunden, doch ist oft schon nach kurzer Zeit ein Trend sichtbar. Kobalt-II-Chlorid haltige Indikatorstreifen sind seit 1988 von der EU als toxisch eingestuft. Seither sind auch kobaltfreie Indikatorstreifen auf Kupferbasis erhältlich (Levosil), die von himmelblau nach braun umschlagen. Der Farbumschlag lässt sich jedoch nicht so gut erkennen wie bei den kobalthaltigen Indikatoren. Es werden daher inzwischen "Kobaltchlorid-freie" Indikatoren angeboten, die ebenfalls von rosa nach blau umschlagen. Der Farbstoff ist hier Kobaltbromid, das nicht weniger toxisch sein dürfte als Kobaltchlorid. |
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Feuchtigkeits-Indikatorstreifen sind auch mit verschiedenen Sichtfenstern lieferbar, zum Einschrauben in Behälter oder Verpackungen aus undurchsichtigen Folien. | |||
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Überwachungszwecken dienen irreversible Indikatorstreifen Bei Überschreiten der aufgedruckten Luftfeuchtigkeit über längere Zeit (24 h) läuft der betreffende Farbpunkt aus, wie auf der Abbildung die Punkte 50% und 60% rF. Die Farbpunkte bestehen aus hygroskopischen Salzen, die sich ab einer bestimmten Luftfeuchtigkeit verflüssigen. |
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Haarhygrometer und Thermohygrographen | |||||
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In der historischen Entwicklung wurden für die Messung der rF das Ausdehnungsverhalten verschiedenster Materialien (Papier, Hanfseile, Elfenbein....) sowie die Gewichtsmessung von Baumwollproben herangezogen (Schaible 1994, Guichen 1984). Heutzutage besitzen von diesen Verfahren nur noch die Haarhygrometer mit Menschen-, Pferde- oder Kunsthaaren praktische Bedeutung. In Museen werden diese häufig in Thermohygrographen eingesetzt. Für Mini -Thermohygrometer wie rechts wird zur Feuchtemessung - ähnlich dem Bimetallstreifen - ein zusammengerolltes Kupfer/Kunststoffelement verwendet, das sich bei Veränderungen der relativen Luftfeuchtigkeit ausdehnt oder zusammenzieht. |
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Haarhygrometer sind anfällig gegen Staub und Ablagerungen, können jedoch in Wasser gereinigt werden und sind unempfindlich gegen Betauung. Naturhaarmesselemente sind im frisch justierten Zustand zwar etwas genauer als Kunsthaar, jedoch müssen Naturhaare monatlich in gesättigter Luft oder durch Bepinseln mit destilliertem Wasser regeneriert werden, was relativ zeitaufwendig ist und daher oft unterbleibt. In der Museumspraxis sind daher unbedingt die wartungsärmeren Kunstfaser-Messelemente vorzuziehen. Die Hersteller geben für Naturhaar - Elemente eine Genauigkeit von ±2% rF, für Durotherm-Kunstfaserelemente ±3% rF an. Die beim Dauereinsatz erreichbare Genauigkeit liegt meist deutlich unter den Genauigkeitsangaben der Hersteller. Die Längenänderung von Haarmesselementen beträgt insgesamt nur etwa 2,5% (0% - 100% rF) und ist nicht linear, wobei sich Kunstfasermesselemente in ihrem Dehnverhalten stark von Naturhaarmesselementen unterscheiden. Bei schreibenden Hygrographen ist es ist daher wichtig, immer das zum Messelement passende Diagrammblatt zu verwenden. Die Messgenauigkeit und die Temperaturabhängigkeit sind bei Messungen in trockener Luft schlechter. Hygrometrische Messgeräte sollten daher in der Regel nur für Messungen in feuchter Atmosphäre (30 - 95% rF) verwendet werden. Die erreichbare Genauigkeit liegt in diesem Feuchtebereich bei etwa ± 5% rF und wird durch die Reproduzierbarkeit, den Linearitätsfehler und die Hysterese bestimmt. Um eine gute Langzeitstabilität zu erhalten, müssen die Messelemente künstlich gealtert werden. Das Ansprechverhalten ist sehr träge und liegt bei etwa 10 Minuten für eine Änderung von 90%. Für schnelle Messungen sind solche Hygrometer daher nicht geeignet. Mit qualitativ hochwertigen Haarhygrometern und Thermohygrographen lassen sich durchaus gute Messergebnisse erzielen. Genaue Messungen erfordern jedoch regelmäßiges Justieren bzw. Regenerieren und damit einen hohen Zeitaufwand. Elektronische Messgeräte und Messsysteme haben die Haarhygrometer daher bereits weitgehend verdrängt. Bild aus Lufft, Lambrecht |
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Psychrometer (Wikipedia) | |||||
![]() | ![]() | ![]() Diagramm aus: uni-muenchen Bilder aus: www.thiesclima.com | Der Name leitet sich vom
griechischen Wort für Abkühlung ab, da die Messung auf der Abkühlung
eines feucht gehaltenen Thermometers beruht. Thermometer 2 misst die Temperatur der Umgebung, Thermometer 1 die so genannte "Feuchtkugeltemperatur". Dazu ist die Messspitze des Thermometers mit einem Baumwolldocht überzogen und mit destilliertem Wasser befeuchtet. Beide Thermometer befinden sich in einem Luftstrom mit einer Luftgeschwindigkeit von 2 - 3 m/s und sind vor Strahlungswärme abgeschirmt. Durch die Verdunstungskälte sinkt am feuchten Thermometer die Temperatur, und zwar umso stärker, je trockener die Luft ist. Nach kurzer Zeit (1 - 2 min) bleibt die Temperatur am feuchten Thermometer konstant und können die Messwerte am feuchten und trockenen Thermometer abgelesen werden. Die Auswertung geschieht bei elektronischen Geräten durch elektronische Berechnung, bei mechanischen Hygrometern anhand von Psychrometertafeln. Bei letzteren kann auch der barometrische Druck mit einbezogen werden. Der konstante Luftstrom wird beim "Assmann"-Psychrometer (links) durch einen Ventilator mit Aufziehmechanismus erzeugt, bei elektronischen Geräten durch einen kleinen elektrischen Ventilator. Bei der einfachsten Ausführung, dem Schleuderpsychrometer
(rechts) wird der Luftstrom durch freies Umherschwingen des
Geräts erzeugt. Einige Übung ist erforderlich, um reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen. |
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Bei korrektem Einsatz wird die Genauigkeit praktisch nur durch die Messgenauigkeit der Thermometer bestimmt. Aufgrund des Messverfahrens eignen sich Psychrometer vor allem für Messungen in trockener Atmosphäre, wo die höchste Genauigkeit von ± 0,5% erreicht wird. Bei 85% rF wird noch eine Genauigkeit von ± 2% erreicht, über 90% rF sollten Psychrometer nicht mehr eingesetzt werden. In größeren Höhen von 1000 - 2000 m müssen die Werte um 2 -3% rF korrigiert werden. Genaue Korrekturwerte sind den Psychrometertafeln zu entnehmen. Assmann-Psychrometer sind in der Meteorologie noch immer ein gängiges Referenz- und Kontrollverfahren. Sie sind unempfindlich gegen Staub und Ablagerungen. Im Museum eignen sie sich sehr gut zum Nachjustieren von Thermohygrographen und für schnelle Messungen in Räumen. Für Messungen in Vitrinen sind sie jedoch ungeeignet, da sie durch das verdunstende Wasser die Luftfeuchtigkeit beeinflussen. Auf dem befeuchteten Docht können sich im Lauf der Zeit Mikroorganismen entwickeln. Psychrometer sind daher nicht wartungsfrei, der Docht muss von Zeit zu Zeit erneuert werden. Weitere Fehler können entstehen, wenn der Docht nicht eng am Thermometer anliegt, verschmutzt ist oder ungenügend befeuchtet ist. Bei elektronischen Geräten können sich Fehler in der Elektronik hinzuaddieren, sodass in der Praxis durchaus Messfehler von 5 - 7% vorkommen können.
Heutzutage sind hochwertige kalibrierbare, kapazitive Messgeräte für die Museumspraxis geeigneter als Psychrometer. |
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Taupunktspiegelhygrometer (Wikipedia, Testo, Lufft) | |||||
![]() Bild aus: Lufft |
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Elektronische Messverfahren | |||||
Kapazitive Feuchtesensoren (Padfield online, Wikipedia, Lufft) | |||||
![]() ![]() Bilder aus: E+E, Lufft |
Der in Handgeräten und transportablen Datenloggern weitaus am
häufigsten eingesetzte Sensor ist der kapazitive Sensor Im Prinzip handelt es sich um einen Plattenkondensator, in dem sich eine dünne Kunststoff-Polymerschicht als elektrisches Dielektrikum befindet. Die untere Platte ist auf einem kleinen Glas- oder Keramiksubstrat als Trägermaterial aufgedampft. Auf diese untere Platte wird der Polymerfilm in Dünnschichttechnik aufgebracht. Die obere Kondensatorelektrode ist als dünner, dampfdurchlässiger Goldfilm aufgedampft (Hygrotech). Die Polymerschicht ist hygroskopisch und kann Wassermoleküle einlagern. Wasser hat eine hohe Dielektritätskonstante, d.h. je mehr Wasser eingelagert ist, desto mehr elektrische Ladung kann gespeichert werden. Zur Messung der elektrischen Kapazität (Fähigkeit, Ladung zu speichern) wird ein Hochfrequenz-Wechselstrom angelegt und die Stromstärke gemessen. Die Polymerschicht (bisweilen wird auch anorganisches Material wie Aluminiumoxyd verwendet) spielt nur eine indirekte Rolle bei der Messung: letztendlich wird die Menge der Wassermoleküle gemessen. Typische Abmessungen sind: 7 x 4 x 0,5 mm. In den letzten Jahren werden zunehmend kapazitive Feuchtesensoren in Messgeräten eingesetzt, die eine hohe Messgenauigkeit ermöglichen und wartungsfrei sind. Frühere Geräte waren empfindlich gegenüber Schadgasen oder wenn der Sensor mit flüssigem Wasser in Berührung kam; diese Probleme sind jedoch bei den heutigen Entwicklungen nicht mehr gegeben. |
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Während kapazitive Sensoren für Hand-Messgeräte sehr gut geeignet sind, haben sie beim Einsatz zur Raumüberwachung einen schwerwiegenden Nachteil: Der Kapazitätsunterschied des Sensors ist vergleichsweise klein gegenüber der Kapazität schon einiger weniger Meter Kabel. Dies bedeutet, dass die elektronische Auswertung nahe beim Sensor erfolgen muss. Sollen mehrere kapazitive Sensoren an einen Datenlogger angeschlossen werden, benötigt jeder Sensor seine eigene (klobige) Elektronik mit spezieller Stromzufuhr. Dies beinhaltet Extrakosten und ärgerlichen Mehraufwand, vor allem angesichts der Tatsache, dass manche Datenlogger im Prinzip mehrere Sensoren selbst auswerten könnten (Padfield). Kapazitive Sensoren unterscheiden sich in:
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Resistive Sensoren (Padfield online) | |||||
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![]() Bild aus: Novasina |
Resistive (elektrolytische) Sensoren bestehen aus einer dünnen Schicht eines hygroskopischen Polymers, auf das zwei ineinander greifende Kämme aus leitendem Material (Metall, Kohle) aufgedruckt sind. Gemessen wird der elektrische Widerstand, der sich mit dem Wassergehalt des Polymers verändert. Witzigerweise braucht auch dieser Sensor Wechselstrom, und zwar um zu verhindern, dass durch elektrolytische Ionenwanderung das Messelement beschädigt wird. Es wird zunächst ein kurzer Spannungsimpuls gesendet und erst nach einer Pause erfolgt der umgekehrte Spannungsimpuls (z.B. Campbell Datenlogger). Gemessen wird, wie viel Strom bei jedem Spannungsimpuls fließt. Nicht alle Datenlogger können solchen unterbrochenen Wechselstrom liefern. Resistive Sensoren sind ein wenig aus der Mode gekommen, werden aber durchaus noch verwendet, vor allem im Hochfeuchtebereich (z.B. Novasina). In puncto Genauigkeit sind sie kapazitiven Sensoren vergleichbar und werden nicht von Hysterese beeinflusst. Auch zur Klimaüberwachung in Depots, wo Änderungen normalerweise sehr
langsam vor sich gehen, sind diese Sensoren geeignet. Sind sie niedrig
genug angebracht, lassen sie sich auch als Überflutungswächter
einsetzen. |
Alle Feuchtesensoren sind empfindlich. Sie werden leicht kontaminiert durch lösliche Salze, wie sie in allen Wänden anzutreffen sind. Zum Schutz können sie in Goretex-Hüllen gesteckt werden, wobei die Hülle den Sensor nicht berühren darf. Die Hersteller führen verschiedenste Schutzkappen in ihren Programmen, um die Sensoren vor Stäuben, Spritzwasser, Verschmutzungen oder starken Luftströmungen zu schützen. Die Ansprechzeit wird hierdurch z.T. stark verlängert.
KALIBRIEREN UND JUSTIEREN VON HYGROMETERN (Padfield, testotis) | |||||||||||||||||||||||
Mechanische wie auch elektronische Hygrometer
müssen von Zeit zu Zeit überprüft werden. Während die Temperaturwerte in
der Regel über Jahre stabil bleiben, zeigen Feuchtesensoren eine Drift,
d.h. das Messergebnis verschiebt sich im Lauf der Zeit nach oben oder
unten. Bei guten kapazitiven Sensoren beträgt die Drift weniger als 1% rF pro Jahr, bei
Billigsensoren und Haarhygrometern liegt sie u.U. weit höher. Kalibrieren beinhaltet lediglich den Vergleich des Messgeräts mit einer Referenz. Dies kann ein Präzisions-Messgerät sein oder eine physikalische Referenz. Jedes Messgerät mit Seriennummer lässt sich von einem Kalibrierlabor kalibrieren. Je nach Genauigkeitsansprüchen werden 1 - 3 Feuchtepunkte kalibriert. Sie sollten die Kalibrierung bei der Temperatur vornehmen, bei der Sie später auch messen möchten: der Messfehler kann bei 10°C deutlich anders sein als bei 25°C! Justieren beinhaltet dagegen das Korrigieren des Messfehlers, wobei an einem oder mehreren Messpunkten nachjustiert wird. Bei Thermohygrographen lässt sich die Drift durch eine Einstellschraube sehr einfach nachjustieren (Einpunkt-Justierung). Doch neigen sie aufgrund von Alterung im Lauf der Zeit dazu, Schwankungen geringer anzugeben als sie sind. Sie messen bei niedriger Luftfeuchtigkeit eher zu hohe Werte und bei hoher schließlich eher zu niedrige, was dazu verleitet, die Klimabelastungen für die Kunstwerke zu unterschätzen. Dies mag eine Erklärung dafür sein, dass bisweilen von Schimmelbefall bei Luftfeuchtigkeiten von angeblich 65% rF berichtet wird (Brown 1994). Dieser Alterungsfehler lässt sich nur durch Vergleichsmessungen bei hoher und niedriger Luftfeuchtigkeit überhaupt erkennen. Die Korrektur des Alterungsfehlers (Zweipunkt-Justierung) am Thermohygrographen ist nicht ganz einfach - in der Regel tauscht man eher die Haarharfe aus. |
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Zur Überprüfung elektronischer Messgeräte werden von manchen Herstellern Kalibrierstandards angeboten, die auf den von gesättigten Salzlösungen erzeugten Konstantklimata basieren. Trotz aller Dichtigkeit halten die Kalibrierkapseln ihr Konstantklima nicht auf ewige Zeit, vor allem nicht bei häufigen Messungen. Bei guten Systemen ist von außen am Füllstand erkennbar, ob der Standard noch aktiv ist oder nicht (Testo, siehe Bild links). Eine sichere Variante ist auch, mit aus Ampullen nachfüllbaren Standards zu arbeiten, wie sie von Rotronic angeboten werden. Die Kalibrierstandards sind oft unverhältnismäßig teuer. Selbst angefertigte Mixturen aus reinsten Salzen aus der Apotheke und destilliertem Wasser ergeben bei guter Abdichtung ebenso gute Ergebnisse. Wichtig dagegen ist, dass Salzlösung und Luft die gleiche Temperatur haben. Die Temperatur im Raum sollte daher konstant sein. Nur wenige Messgeräte lassen sich vom Nutzer anhand der
Kalibrierstandards nachjustieren, bisweilen ist hierfür eine spezielle
Kalibriersoftware erfordelich. Oft ist ein Nachjustieren nur im Werk
vorgesehen (z.B.
Tinytag). Bei manchen lässt sich der Sensor austauschen (z.B.
Rotronic). Die
meisten preisgünstigen elektronischen Messgeräte lassen sich nicht
nachjustieren. Sobald die Abweichung zu groß wird, bleibt nur, sie zu
entsorgen. |
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Als Schnelltest zur Feststellung der unegähren Abweichung eines Messgeräts kann dessen Fühler mit einem feuchten Tuch umwickelt werden. Nach ausreichender Angleichzeit (ca 1 h) stellt sich unter dem Tuch eine nahezu gesättigte Atmosphäre von ca. 94 - 100% rF ein (testotis). Mit diesem schnellen, einfachen und preiswerten Verfahren lässt sich leicht entscheiden, ob ein Messgerät noch korrekt arbeitet oder ob eine genaue Kalibrierung mit Justage erforderlich ist. |
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HOLZ- UND MATERIALFEUCHTEMESSUNG (Testo, Wikipedia) | |||||||||||||||||||||||
![]() Leitfähigkeitsmessung mit ins Holz gesteckten Elektroden |
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Zur Feuchtemessung an Holz und Baustoffen
wie Putz und Estrich kommen Materialfeuchtemessgeräte
zum Einsatz. Im einfachsten Fall werden die spitzen Elektroden direkt in
das Holz oder Baumaterial gesteckt. Mit entsprechenden Sensoren sind auch
Oberflächenmessungen möglich. Die Messergebnisse werden je nach Material
korrigiert.
Zerstörungsfrei lässt sich der Feuchtegrad mit dem Hochfrequenz-Messverfahren bestimmen (z.B. Gann, siehe rechtes Bild). Das Gerät misst die Feuchtigkeit bis in einige Zentimenter Tiefe, sodass der Aufbau der Wand oder des Gegenstands bekannt sein muss. Es wird als Vorprüfgerät für Leitfähigkeitsmessungen verwendet. Die hauptsächlich in der Industrie angewandte Infrarot-Feuchtemessung ermöglicht berührungsloses Feuchtemessen bei allen Materialien, die im nahen Infrarotbereich reflektieren (Keramik, Holz, Textilien...). Das zu vermessende Objekt wird mit einer Halogenlampe bestrahlt. Ein Lichtbündel wird über verschiedene Filter geleitet, welche an die Absorptionsbanden des Objekts angepasst sind. Über einen IR-Detektor werden die Signalpegel in den bestimmten Spektralbereichen erfasst. Bei jedem Feuchtigkeitsgehalt tritt jetzt eine typische Signatur der Signalpegel auf (Wikipedia). |
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KLIMAÜBERWACHUNG IM MUSEUM: Thermohygrographen oder Datenlogger?
Die meisten Museen verwenden inzwischen elektronische Datenlogger.
Thermohygrographen haben jedoch nach wie vor ihre Berechtigung - die Einfachheit
in der Bedienung und die sofortige Verfügbarkeit der Kurven ist nach wie vor
unerreicht. Als weiterer Vorteil wird die Langlebigkeit gesehen und die
Tatsache, dass das Auswechseln der Diagrammblätter zum regelmäßigen Begehen der
Räume zwingt.
Datenlogger haben jedoch in puncto Bedienungskomfort stark
aufgeholt
(siehe
Teil 2). Manche Datenlogger lassen sich per SD-Karte oder per Handy auslesen.
Mit pdf-Datenloggern kann man gar überhaupt nichts mehr falschmachen.
Datenlogger und Messysteme bieten zudem je nach Modell die Möglichkeit einer
Alarmierung per E-Mail und SMS, sodass gefährliche Klimaereignisse nicht
wochenlang unerkannt bleiben (defekte Befeuchter, Wassereinbrüche, verstellte
Heizungsthermostate, offene Fenster etc.). Netzwerk- oder Funksysteme wie
Saveris und Saveris-2 erfassen die Daten zentral und stellen sie automatisch ins
Internet. Die elektronischen Systeme bieten inzwischen eine Fülle neuer
Möglichkeiten, die es im Interesse des Kulturguts sowie eines rationellen
Zeitmanagements zu nutzen oder zumindest abzuwägen gilt.
Weitere Vorteile von Datenloggern (Padfield online):
Teil 2: Datenlogger und elektronische Messsysteme